ABRAX UND DIE HYBRISPILLEN
Von Edda Sörensen (Work in Progress - seit 1972...)
Mächtig
sanfter Blütenduft
Schwebt
in weichwarmer Tropenluft
Malerisch
und voll der Wonne
Liegt
die Lagune in der Sonne
Wogen
umspülen sie
Winde
befühlen sie
Palmen
umschwingen sie
Vögel
besingen sie
Ein
Donner - ein Flugzeug-schnell wie der Schall
Wirft
etwas ab - ein gigantischer Knall
Der
Schock lässt gar die Winde schweigen
Das
Meer erbebt, Rauchwolken steigen
Rasend,
wirbelnd, wütend, tobend
Wie
ein Pilz senkrecht nach oben
Natura
reibt sich verblüfft die Augen:
„Das
ist ja wirklich kaum zu glauben!
Nun
knüpf ich mir den Abrax vor
Diesen
hirnverbrannten Tor!“
In
der grössten der Städte irgendwo
Sitzt
Abrax Schmax in seinem Büro
Da
kommt sie, Natura, durchs Fenster gefegt
Und
ist, er siehts, sehr aufgeregt
Sie
packt ihn an seiner Designerkrawatte:
„Jetzt
reichts mir aber, ganz ohne Debatte!
Deine
faulen Sprüche kannst du dir sparen
In
dich ist wohl der Wahnsinn gefahren
Willst
du, darüber gäbs was zu verhandeln,
die Erde zur Sternschnuppe verwandeln?“
Hastig
sucht Abrax in seiner Hose
Die
megamagic Drogendose
Er
fingert nach der grünen Pille
Schluckt
sie – erlöst- in ihm herrscht Stille
„Komm
setz dich – es ist schon phänomenal
Ihr
Frauen seid einfach zu emotional
Wie
ihr über nüchterne Fakten hinweggeht
Über
glasklare Logik einfach hinwegseht!“
„Deiner
glasklaren Logik opferst du viel
Verjagst
deine Seele, betäubst dein Gefühl
Verlierst
deine Sinne mehr als geschwind
Und
bist, man siehts, schon farbenblind.
Schau
dich doch um und schau genau
Du
umgibst dich nur mit grau
Grau
ziehst du deine Bahnen durch die Wälder
Entlang
der Haine quer durch Felder
Grau
sind deine Türme aus Metall und aus Eisen
Die
erfand gewiss nicht der Kopf eines Weisen
Grau
ist sie, die Scheibe mit dem Leben von fern
Durch
sie beherrschst du unsren Stern
So
fallen deine Untertanen
Zusehends
schneller aus dem Rahmen
Blind
vergiften und plündern sie mein Reich
Ja
glaubst Du denn, das wär mir gleich?
Kaum
war dein rationaler Wahn geboren
Hast
du den Überblick verloren
Du
glaubst dich allmächtig – nur
Unterschätzt
du die Gaben der Natur.
Um
dir nur ein Beispiel zu geben:
Hast
du`s vergessen? Es ist das Leben!“
Ein
Computer, der dritte von oben
Fängt
wie auf Kommando an zu toben
Er
springt auf, versucht ergeben
Erst
diesen Schaden zu beheben
„Du
siehst es doch - auch ich hab Sorgen
Verschieben
wir unser Gespräch auf morgen!“
Er
hat ja BWL studiert
Da
wurde es ihm antrainiert
Nie!
Niemals in seinem Leben
Einen
Fehler zuzugeben„
Und eh er sich so recht gefangen
Ist Natura schon gegangen
Ist Natura schon gegangen
Sie
ruft - schon kommt er angerannt
Schneeweiss
- geschmückt, ihr Elefant
Ganz
majestätisch trabt das Tier
Auf
seiner Stirn strahlt ein Saphir
Tief
im Wald , unter neun weisen Tannen
Ruft
sie dann alle Winde zusammen
Lässt
sie, mit einer Botschaft versehen,
Rund
um den Planeten wehen
So
macht die Hiobsbotschaft die Runde
Bis
zu den Hibiskusblüten in Jaunde
Hoch
in den Alpen, das Zittergras
Wird
um die Nase richtig blass
Und
die Schlüsselblumen liessen
Ihren Kummer in Dufttränen fliessen
Ihren Kummer in Dufttränen fliessen
Mandelbäume
voll in Blüte
Wispern
nur: Du meine Güte!
Dem
Mangobaum beim Tempel Ankor
Raunt
die Botschaft ganz leise ins Ohr
Um
die Soldaten nicht zu wecken
Die
sich dort in den Ruinen verstecken
Doch
bei Mururoa, die lachsrosa Korallen
Finden
an der Botschaft begeistert Gefallen
Denn
seit Jahren wird ihr idyllisches Wohnen
Erschüttert
von Wahnwitz-Atomexplosionen
Am
nächsten Morgen, rund um die Welt
Hat
die Sonne Strahlenleitern aufgestellt
Und
sämtliche Tiere, sogar Elefanten
Die
Rose mitsamt ihren Blumenverwandten
Und
Bäume – zuallererst die Linden
Klettern
dran hoch, bis sie verschwinden
Abrax
ist so wütend, dass es fetzt:
„Hab
ich mich denn glatt in die Nesseln gesetzt?“
Oh
nein, denn auch die sind ganz gediegen
Auf
die Leitern - weggestiegen
Er schluckt gleich drei Pillen, unterwegs zur Fabrik
Und lässt sie ersetzen, Stück für Stück
Blumen,
Gras, Bäume, aus Plastik fabriziert
So
scheint ihm das Malheur vorerst repariert
Und
damit die Menschen bloss nichts merken
Verbannt
er Naturforscher mitsamt deren Werken
Dann
greift er wieder zur Pillendose
Und
kreiert die Königin der Blumen, die Neurose
Bald
herrscht unter den Menschen eine neue Sucht
Jeder
will seine eigene Neurosenzucht
Nur
Creme der Gesellschaft beginnt zu versauern
Sie
wollen was bess`res als Arbeiter und Bauern
Also grübelt der Abrax, denkt nach und studiert
„Ach
ja, eine Pille hab ich noch gar nicht probiert!“
Die
neongrüne mit dem Punkt
Kaum
geschluckt, hats schon gefunkt
Es
flitzt durch sein Hirn die Superidee:
Na
klar, was sonst – die Orchidee!
Er
schafft sie aus neuem Vynil nit Gehoia
Von
der Nebenwirkung Paranoia
Hat
er leider keine Ahnung
Denn
er liest sie nicht, die Mahnung
So
schnell gehudelt, gestresst, voll in Eile
Vergisst
er sogar: Gut Ding braucht Weile
Das
Werk vollendet schaut er sich dann
All
seine Orchideen an
Er
als Herrscher kann es sich leisten
Er
hat die grössten und die meisten.
Völlig
erschöpft schläft
er dann ein
Wie
könnte es auch anders sein
Er
findet sich im Dschungel wieder
Hinter
jedem Baum ein Tiger
Und
die Bäume sind behangen
Mit
hungriglangen Riesenschlangen
Feucht
ist es, heiss und ganz schrecklich grün
Und
nirgends ein Ausweg, um zu fliehn
Sein
Herz, es pocht ihm schon in den Ohren
Er
weiss nur eins:“Jetzt bin ich verloren!“
Unsäglich
die Panik und der Schreck
Er
war wie gelähmt, kam nicht vom Fleck
Der
Schreck hat ihn fast umgebracht
Und
davon ist er aufgewacht
Er springt auf, mitten ins stockfinster verhangene Zimmer
Seine Knie sind ganz weich, sein Herz pocht noch immer
Ganz verwirrt und benebelt in seinem Kopf
Tastet er sich vor bis zum Rolladenknopf
Das Licht des Morgens durchflutet den Raum
Nun wirds ihm klar, ein Traum wars im Traum
Die Bäume, so echt wie sie gestern gewesen
Und schon ist Abrax vom Schock fast genesen
Er legt sich ganz glücklich wieder in sein Bett
Sein Butler erscheint mit dem Frühstücktablett
Kaffee und Croissants, eine duftende Rose
Daneben, wie immer, die Pillendose.
Copyright:
Edda Sörensen
3 Kommentare:
Episch
Gruß ray
Dem schliess ich mich an - wouw! Sie sind ja ein Multitalent, warum hört man in der Kunstszene wenig bis nichts von Ihnen? Versteh ich überhaupt nicht.
Ich jedenfalls gratuliere Ihnen: Zu Ihren leuchtenden Aquarellen, Ihren hervorragend geschriebenen Geschichten - Reise ins Morgenland - und zu diesem Gedicht. Freue mich sehr diese Seite entdeckt zu haben.
Grüße Raphael
Oh, danke Raphael. You made my day :)
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